Sensation in München: U17erinnen sind Deutscher Vizemeister!
Erstellt von Judo am 09.12.2012
Die Deutschen Mannschaftsmeisterschaften der Frauen U17 am 09. Dezember in München endeten aus HT16-Sicht mit einer riesigen Überraschung - die Mädchen vom Sievekingdamm sind neuer Deutscher Vizemeister!
In der Halle des amtierenden Deutschen Meisters TSV Großhadern waren die 13 besten deutschen U17-Teams angetreten, um gemeinsam um den Titel zu kämpfen. Die HT16erinnen waren das Team mit der weitesten Anreise und konnten nur 6 von 7 Gewichtsklassen besetzen, da sie traditionell auf das Schwergewicht "verzichteten". Somit lag die Mannschaft gleich zu Beginn einer jeden Begegnung mit einem Punkt in Rückstand. Aus taktischen Gründen mussten auch Blerina, Beke und Rebecca häufig eine Kategorie höher antreten, so dass dadurch ein weiteres Handicap hinzukam.
In der ersten Begegnung stand die HT16 dem JJJC Mendig aus dem Rheinland gegenüber. Blerina Seferi (-52kg) machte den Auftakt und bezwang ihre Kontrahentin mit einem Yuko, den sie gleich zu Kampfbeginn per Wurftechnik erzielen konnte. Lina Meduric (-63kg), unsere Gastkämpferin vom benachbaren TH Eilbeck, sorgte mit einem Waza-Ari-Sieg für den 2:0-Vorsprung. Einen Dämpfer gab es für die HT16erinnen, als Renée Lucht (-70kg) unerwartet mit Waza-Ari unterlag. Doch Beke von Ahnen (-48kg) sorgte mit einem mächtigen Harai-Goshi für die 3:1-Führung. Der erste "Matchpoint" lag nun bei Rebecca Tönsing (-57kg). Bereits nach 8 (!) Sekunden gewann Rebecca mit einem Bilderbuch-De-Ashi-Barai und sorgte damit für den vorzeitigen Sieg und großen Jubel bei den HT16erinnen. In der vorletzten Begegnung unterlag Melissa Avci (-44kg) mit Würgetechnik und auch das Schwergewicht ging an die Mendigerinnen, weil die HT16 dort keine Kämpferin stellen konnte. Somit siege die HT16 mit 4:3 (32:27).
Im Viertelfinale stand den HT16erinnen das Team des Judo Clubs Jena gegenüber, das sich hauptsächlich aus Athletinnen des Sportinternats Jena zusammensetzte. Blerina setzte sich mit Yuko für Passivitätsbestrafungen ihrer Gegnerin durch, Lina siegte vorzeitig und auch Renée konnte rasch und vorzeitig gewinnen. Damit lagen die HT16erinnen mit 3:0 vorn, so dass Beke den vorzeitigen Sieg herstellen konnte. Das tat sie dann auch sehr souverän, indem sie ihre Begegnung vorzeitig per Uchi-Mata beendete. In der fünften Begegnung war es zwischen Rebecca und ihrer Kontrahentin lange Zeit ausgeglichen, bis die HT16erin die Jenaerin kurz vor Kampfenede in einen Haltegriff bekam, aus dem diese sich nicht mehr befreien konnte. Melissa musste sich im vorletzten Kampf geschlagen geben und auch das Schwergewicht ging kampflos an das Team aus Jena. Der Endstand der Begegnung: 5:2 (45:20) für die HT16.
Ein wenig überraschend war es schon, dass die HT16 nun im Halbfinale stand. Der Gegner, das Judoteam Steinheim aus Württemberg, stand dort jedoch alles andere als überraschend und wurde im Vorwege als großer Favorit auf den Titelgewinn gehandelt. In dieser Begegnung sollten die HT16er/innen über sich hinauswachsen. Beke unterlag in der Auftaktbegegnung nach kurzer Kampfzeit und auch Lina verlor trotz starker Gegenwehr der amtierenden Deutschen Meisterin. Somit lagen die HT16erin gleich zu Beginn mit 0:2 hinten. Dann ging Renée auf die Matte, beendete die Begegnung nach kurzer Kampfzeit mit O-Goshi und bracht damit die HT16 wieder ins Spiel. Als nächstes trat Blerina an und ging in dieser Begegnung weit über ihre Leistungsgrenze hinaus. Sie verteidigte einen Waza-Ari-Vorsprung über die Kampfzeit, während die Steinheimerin ständig attackierte und kurz davor gewesen ist, den Ausgleich herzustellen. Auf einmal war die Begegnung wieder völlig offen. Rebecca stand in ihrem Kampf die nächste aktuelle Deutsche Meisterin und zugleich amtierende Europameisterin (!) gegenüber, so dass zumindest von der Papierform die Karten klar verteilt waren. Doch die Steinheimerin wurde zu Kampfbeginn auf Grund einer verletzungsgefährdenden Handlung disqualifiziert. Nun war die HT16 erstmals im Laufe der Begegnung in Führung. Da der letzte Kampf wieder kampflos an die Steinheimnerinnen gehen sollte, lag nun alles an Melissa. Als am Vorabend die Reihenfolge der Gewichtsklassen bekannt gegeben wurde, war es ihr sehr schnell bewusst geworden, dass sie selbst möglicherweise das Zünglen an der Waage sein könnte. Diese Rolle behagte ihr - zumindest am Vorabend - überhaupt nicht. Doch nun ließ sich Melissa nichts mehr anmerken. Sie drehte mächtig auf und bezwang ihre Kontahentin nach kurzer Kampfzeit mit Ippon für Ko-Soto-Gake. Während die Matchwinnerin zuerst gar nicht begriffen hatte, was sie soeben geleistet hat, gab es bei der Mannschaft, den Trainern Mark Borchert und Dennis Blödorn sowie den Eltern kein Halten mehr. In einer großen Jubeltraube feierte das Team den sensationellen Finaleinzug.
Doch die Trainer unterbanden die Jubelszenen schnell wieder, da es nun darum ging, die notwendige Spannung und Konzentration für das Finale wieder herzustellen. Hier unterlag das Team vom Sievekingdamm dann aber deutlich mit 1:6 (10:60) gegen den MTV Vorsfelde. Die favorisierte niedersächsiche Mannschaft, die in ihren Reihen gleich 4 Medaillengwinnerinnen der Deutschen Meisterschaften und 3 Starterinnen der U17-Europameisterschaften hatte, war für die Mädchen vom Sievekingdamm diesmal noch eine Nummer zu groß. Blerina, Lina, Rebecca, Melissa und Renée unterlagen trotz guter kämpferischer Leistungen, während Beke mit einem Uchi-Mata-Gaeshi die amtierende Deutsche Meisterin bezwang und den Ehrenpunkt für die HT16erinnen rettete.
Trotz der deutlichen Finalniederlage haben die HT16erinnen an diesem Tag Geschichte geschrieben. Im Vorwege hätte wohl niemand damit gerechnet, dass die Mannschaft auch nur in Medaillennähe kommen würde. Zu übermächtig schienen die gegnerischen Teams, die häufig wesentlich ältere und erfolgreichere Kämpferinnen in ihren Reihen hatten. In der HT16-Mannschaft waren mit Ausnahme von Beke nur junge Jahrgänge vertreten; lediglich Renée war bei den diesjährigen deutschen Meisterschaften unter den besten 10 Kämpferinnen ihrer Gewichtsklasse. Auf Grund des großen Teamgeistes ist es dieser Mannschaft gelungen, das beste Ergebnis eines HT16-Teams bei den Deutschen Meisterschaften zu erkämpfen.
Ein großer Dank geht an die "Fanclubvorsitzende" Angelina Budwach (-57kg), die diesmal nicht zum Einsatz kam, das Team aber lauthals und aus Leibeskräften unterstützte, sowie den "Supportern" der kleinen HT16-Delegation Rolf Hardt, Nicole Lucht, Bettina Tönsing und Marlies von Ahnen.